Diafiltration ist ein Verfahren, bei dem ein Lösungsmittel – meist Wasser oder Puffer – kontinuierlich oder schrittweise einer Lösung hinzugefügt wird die filtriert wird. Kleinere Moleküle (Salze, Lösungsmittel) gehen durch die Membran hindurch, grössere Moleküle (Proteine, Makromoleküle) werden zurückgehalten.
Bild 1: Aufbau für kontinuierliche Diafiltration. Es wird immer soviel Wasser zugegeben, wie als Permeat entnommen wird.
Produkt im Permeat
Beispiel: Abtrennung von Enzym (target) aus Fermentationsbrühe
Ziel: Möglichst alles Enzym soll ins Permeat übergehen. Die Zellen der Fermenterbrühe sollen zurückgehalten werden.
Bild 2: Illustration Diafiltration, mit Zielkomponente im Permeat.
Verfahren A
Produkt im Retentat
Beispiel: Reinigung eines Enzyms von niedermolekularen Verbindungen
Ziel: Die Verunreinigungen (Peptide, Zucker, Farbmoleküle u.a.) gehen ins Permeat.
Bild 3: Illustration Diafiltration, mit Zielkomponente im Retentat.
Verfahren B
| A: Produkt im Permeat | B: Produkt im Retentat | |
|---|---|---|
| Anwendung | Produktgewinnung | Produktreinigung |
| Diafiltration | Bis möglichst alles Produkt im Permeat ist. | Bis möglichst alle Verunreinigungen im Permeat sind. |
| Membran-Cutoff | Kleiner als das Zielmolekül | Grösser als das Zielmolekül |
In ihrer einfachsten Form ist die Diafiltration ein Prozess mit konstantem Zufuhrvolumen von Wasser oder Puffer.
Bild 0: Versuchsaufbau Laboranlage Diafiltration
Wasser oder Puffer wird ständig in den Behälter hinzugefügt, während gleichzeitig genau die gleiche Menge Flüssigkeit als Permeat entnommen wird. So bleibt das Volumen im Behälter immer gleich. Die kleinen Moleküle werden ausgewaschen, während die grossen Moleküle im Kreislauf bleiben, da sie von der Membran vollständig zurückgehalten werden (σ = 1).
Bild 0: Abreicherung niedermolekularer Komponenten, Verlauf grafisch dargestellt.
Die Konzentration der kleinen Moleküle im Retentat nimmt exponentiell mit dem Diafiltratvolumen ab:cr = Konzentration der kleinen Moleküle im Retentat
c0 = Konzentration der kleinen Moleküle zur Beginn der Diafiltration
VD = Gesamtmenge des zugegebenen Wasser für Diafiltration
V0 = Produktvolumen zu Beginn der Diafiltration
σ = Rückhalt für kleine Moleküle
Im Modell haben wir angenommen:
c0 = 100 g/L
V0 = 10 L
A = 0.5 m2
JV = 20 L · m-2 · h-1
σ = 0
Bild 4: Kontinuerlicher Betrieb, Mehrstufige Diafiltration
In der mehrstufigen, kontinuierlichen Diafiltration wird dem Ausgangsfeed (Feed₀) kontinuierlich Wasser zugeführt, wodurch eine Verdünnung in einem bestimmten Verhältns erfolgt. Der verdünnte Strom wird der ersten Ultrafiltrationseinheit (UF1) zugeführt, in der mittels Ultrafiltration niedermolekulare Substanzen im Permeatstrom entfernt und die grösseren Moleküle zurückgehalten werden.
Das Retentat aus UF1 wird anschliessend erneut mit Wasser versetzt und der zweiten Ultrafiltrationseinheit (UF2) zugeführt. Dieser Prozessschritt wird je nach erforderlichem Trennziel in weiteren Stufen wiederholt. Durch diese sequentielle Verdünnung und Rückhaltung erreicht man eine sehr hohe Entfernung von niedermolekularen Verunreinigungen bei gleichzeitig hoher Produktausbeute.
Das Verfahren mit hintereinander geschalteten Stufen ist für den grosstechnischen Maßstab geeignet und wird insbesondere dort eingesetzt, wo eine kontinuierliche Betriebsführung gefordert sind.
Bild 5: Kontinuerlicher Betrieb, Mehrstufig, Gegenstrom (Permat 3)
Die mehrstufige, kontinuierliche Diafiltration ist – abhängig vom gewünschten Verdünnungsgrad – mit einem hohen Frischwasserverbrauch verbunden. Wird die Anlage im Gegenstrom-Modus konzipiert, lässt sich dieser Wasserbedarf reduzieren. Bei der Gegenstrom-Diafiltration wird das Permeat aus nachgeschalteten Stufen gezielt zurückgeführt, wodurch eine bessere Nutzung des eingesetzten Wassers erreicht wird.
Es existieren verschiedene Varianten und Schaltungsdesigns zur Umsetzung dieses Prinzips.
Bild 6: Das Permeat aus der Ultrafiltration wird über eine Umkehrosmose geführt. Das Permeat aus der Umkehrosmose kann als Diafiltrationswasser wieder verwendet werden.
In grosstechnischen Anlagen, bei denen erhebliche Wassermengen benötigt werden, wird häufig eine Umkehrosmose (RO) oder Nanofiltration (NF) zugeschaltet, um einen Teil des Permeats aufzubereiten und in den Prozess zurückzuführen. Dadurch kann der Frischwasserverbrauch deutlich reduziert und die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Gesamtsystems verbessert werden.